Schlaf, mein Kindchen, du mein kleines,
Schlafe ruhig ein.
Still, im Lichte seines Scheines
Schaut der Mond herein.
Ich erzähle dir ein bisschen,
Sing ein Liedchen fein.
Du, träum süß, die Äuglein schließe,
Schlafe ruhig ein.
Über Steine gießt der Terek
Plätschernd trübe Wogen;
Der Tschtschene hat versteckt
Seinen Dolch gezogen;
Doch dein Vater, stark und mutig,
Wird stets Sieger sein.
Schlaf, mein Kindchen, sei beruhigt,
Schlafe ruhig ein.
Du wirst wissen, wann es Zeit ist,
Wann dein Kampf beginnt,
Mutig blickend auf dem Pferd sitzt,
Das Gewehr dir nimmst.
Schmücken werden deinen Sattel meine Seidenstickerein.
Schlaf, mein Kindchen, du mein eigen,
Schlafe ruhig ein.
Bist vom Kopf bis zu den Zehen
Dann Kosak, ein Mann.
Blickbegleitend werd ich stehen –
Abschied winkt die Hand …
Wieviel bittre Tränen heimlich
Jene Nacht ich wein! …
Schlaf, mein Engel, süß und friedlich,
Schlafe ruhig ein.
Eine Sehnsucht wird mich quälen,
Wartend unbedacht,
Alle Tage werd ich beten,
Karten legen in der Nacht;
Werde wissen, wie es quält dich
Heimatfern zu sein.
Schlaf, noch kennst du Sorgen nicht,
Schlafe ruhig ein.
Auf den Weg werd ich dir geben
Der Ikone Bild,
Das bei allen Nachtgebeten
Deine Sehnsucht stillt.
Denke vor des Kampfes Schrecken
An die Mutter dein!
Schlaf, ich werd dich morgen wecken,
Schlafe ruhig ein.
1840
Übersetzung von Eric Boerne ©
http://home.arcor.de/berick/illeguan/lermont2.htm mit freundlicher Genehmigung
http://home.arcor.de/berick/illeguan