druckkopf

Hugo Ball
Wanderung

“Führe mich oh Herr und leite, meinen Gang nach Deinen Wort”

Maggia – Capella della Pioda – Alpe Deva – Passo Deva – Lago del Starlacesc da Sgiof – Brione Verzasca
 
Alle Wege führen nach Rom, viele zu Gott und einige wenige auch auf das „rustico“, einem der typisch steinernen, mit Granitplatten gedeckten Almhütten dieser Gegend. Dort, unterhalb der Alpe Deva in Brusada gelegen, haben für einige karge Wochen Emmy Ball-Hennings, ihre Tochter Annemarie, Hugo Ball und Friedrich Glauser ihre Zeit mit Schreiben verbracht. Genau lokalisieren kann man den Ort nicht. Zwar haben ihre Bewohner auf Zeit ihn einigermaßen präzise beschrieben, doch leider gibt es dort mehrere dieser Hütten, vor denen ein Stein als Tisch steht, sich ein Kirschbaum und eine Birke befindet und man einen Rauschebach hört. Gletscher und Viertausender gibt es in der Gegend nicht und in der Erinnerung der Protagonisten wird auch der Aufenthalt ein Jahr rückdatiert. Aber, wie Emmy Ball-Hennings in ihr Tagebuch vermerkt „Eigentlich ist Zeit, Ort, Raum ein nett überflüssiges Getue“. Also kann man sich guten Gewissens eins der 3 rustici aussuchen und sich die Ereignisse dort vorstellen.
 
Am einfachsten fährt man mit dem Bus ab dem Bahnhof Locarno nach Maggia. (Man kann auch in Maggia auf der Piazza parken). Je nach Tagezeit kann man dort im Restaurant Poncini erst Mittagessen essen oder sich in der gleichnamigen Bäckerei mit dem Nötigsten selbst versorgen. Der gut markierte Weg schlängelt sich zunächst durch das verwinkelte Maggia, vorbei an verwitterten Holztüren, Mauernischen mit Heiligenfiguren und mit Steinlatten gedeckten Häusern. Am Ortsende führt er, vorbei an am Wegrand stehenden Andachtsbildern, über granitene Treppenstufen steil durch einen Weinberg zu einem Wasserfall („la cascata“ im Valle del Salto), der an heißen Tagen auch eine schöne Bademöglichkeit bietet. Von hier sieht man schon die Capella della Pioda, die man nach ca. ½ h von Maggia aus erreicht. Im Halbdunkel der Kapelle befinden sich Fresken aus dem 15. Jahrhundert, darunter eine sehr seltene frühe Darstellung der Trinität und ein schönes Ex-Voto von Giovanni A. Vanoni. Besichtigen kann man sie Dienstags bis Samstags von 14-16 Uhr.
 
Von hier oben hat man einen freien Blick auf das Maggiatal. Auch der Rundweg (Giro Valle del Salto) über Cametta und Ceir nach Maggia zurück zweigt hier rechts ab. Wir folgen ihm bis zum Stauwehr (Vorsicht bei Nässe: auf dem glatten Laub kann man leicht ausrutschen und der Weg fällt hier steil ab) und steigen dann weiter steil auf Richtung Alpe Deva. Ab der verfallenen Alpe Maiasco (von Maggia 2 ½ H) gelangt man in das Gebiet der sog. Brusada. Etwas weiter finden wir schon die erste Almhütte, in 5-minütigen Abständen folgen die weiteren rustici. Eine Rast kann jetzt nicht schaden. Nach weiteren 1 ½ Stunden erreicht man die Alpe Deva. Hier kann man übernachten oder weiter in teilweise verwirrenden Kehren die letzten 500 Höhenmeter zum Passo Deva aufsteigen (je nach Gehbeginn).
 
Bein Abstieg vom Passo Deva maß man sich links halten und den Weg Richtung Lago del Starlaresc-da Sgiof (1/2 Std.) einschlagen. Von hier aus führt der Weg an einem Hochmoor vorbei steil über ein Geröllfeld zu einem Bach. Diesen an der mit einem Seil gesicherten Stelle queren und ihm bergab folgen. Kurz vor Alpe Matar mündet man wieder auf einen markierten Weg und gelangt nach einer kleinen Gegensteigung nach Brione (3½ Std. ab Passo Deva). Hier vor der Brücke rechts Richtung Ristorante ai Piee, an dem der Bus zurück nach Locarno hält.
 
Gehzeiten 8-9 Std. (5½ Std. Aufstieg; 3 Std. Abstieg) Höhendifferenz Aufstieg 1700m, Abstieg 1280m Maggia 332 m
Beste Jahreszeit Ende Juni bis Anfang Oktober Karte Landeskarte 1:25000, Blatt 1292 Maggia,
 
Infos
Mieten von Rustici: www.ferienwohnungen-tessin.ch/ferienwohnung-maggiatal.htm
Schlafen in Maggia: Ristorante Pensione Poncini (091-760 90 70), in Verzasca Brione: Ristorante ai Piee (091-746 15 44)
 
Information Vallemaggia Turismo, Centro Comrnerciale, 6673 Maggia, Tel. 091-753 18 85, Fax 091-753 22 12, email: info@vallemaggia.ch, internet www.vallemaggia.ch
Tenero e Valle Verzasca Turismo, Via Campagne, 6598 Tenero, Tel. 091-745 16 61, Fax 091-745 42 30, E-Mail: info@tenero-tourism,ch, internet www.tenero-tourism.ch und www.verzasca.com
Valle del Salto" und weitere Wandervorschläge im Maggiatal: http://www.vallemaggia.ch/
 
Weitere Wege findet man in dem Buch "Das Klappern der Zoccoli", literarische Wanderungen im Tessin, 5.Auflage Juli 2007
 
Wanderungen auf den Spuren von Ball und Hesse:
 
Friedhof der Dichter
Von Maggia aus auf der Autobahn bis Lugano Süd. Von dort die Collina d`Oro (so heißt jetzt auch die aus den Dörfern Agra, Gentilino und Montagnola hervorgegangene Gemeinde) hinauf Richtung Montagnola und Gentilino. Hier liegt mit zugehöriger barocken Kirche der Campo Santo von San Abbondio, leicht zu erkennen an der mit Zypressen bepflanzten Allee und den sich dazwischen befindlichen Wächtergestalten. Auf dem Friedhof wechseln sich pompöse Gräber mit verspielten Grabstätten und den schmucklosen von ärmeren Bewohnern ab. Auf dem Lageplan findet man schließlich „Hugo Ball, Scrittore“. Der Grabstein entspricht Balls Leben und heutigen Bekanntheitsgrad: es ist ein einfach gewachsener Stein mit verblasster Inschrift: „Lux Aeterna Luceat Eis Domine“. Auch Hermann Hesse und der Dirigent Bruno Walter haben hier ihre letzte Ruhe gefunden.
 
Herman-Hesse-Weg.
Der Friedhof in Collina ist auch eine Station des Hermann-Hesse-Weges, der Hesse durch die Orte der Collina d`Oro geführt hat. Schöne Wanderwege führen nach Agra und Figino, mit prächtigen Ausblicken auf den Luganer See oder den Monte Caslano. Nach einer Stunde des Wegs gelangt man zur Ruine des sog. Deutschen Hauses, einem ehemals renommierten Lungensanatorium, in dem sich u.a.Erich Kästner und die Geliebte Bert Brechts, Margarethe Steffin, erholten. Dagegen gibt es immer noch die Wirtschaft „San Gottardo“, in der Kästner während seines Aufenthalts täglich einkehrte.
 
Geführte Wanderungen „Auf den Spuren von Hermann Hesse“ kann man über das Hesse Museum in Montagnola buchen oder ihn per Audioguide selbst begehen.
Fondazione Hermann Hesse Montagnola. Ra Cürta
Torre Camuzzi
Casell apostale 214
CH- 6926 Montagnola
www.hessemontagnola.ch
info@hessemontagnola.ch
 
Eine hochalpine Variante bietet der wenig begangene „Via Alta della Verzasca“ durch teils sehr exponierte Felspassagen. Klettergurt und Helm sind in den Führern ausdrücklich empfohlen
siehe auch:
Panorama, Magazin des dt. Alpenvereins, Feb. 2009
Neue Zürcher Zeitung, 6. April 2006: Die Welt hört nicht in Montagnola auf. Spaziergänge auf der Collina d'Oro